Desinger gefällt die Brechung von Dingen, deswegen ist die Hauptfigur im Roman auch kein König, sondern der einzige, der sich nicht mit einem Mini-Appartement im Studentenwohnheim rumschlagen muss. Arthur lebt stattdessen einer Wohnung, in der ein großer runder Tisch aus den 70er Jahren steht, an dem sich die Freunde regelmäßig treffen. Doch gleich am Anfang wird Arthur entführt und Desinger überlässt anderen Figuren das Feld: Arthurs Freunde, die Rock-Sängerin Jannifer, ihr Freund und angehender Ökonom Lance, der Deutsch-Spanier Eric sowie der verarmte Adelige Falk von Fürstenberg gehen in Norwegen, Kalifornien oder Münsterland auf die Suche nach Arthur und sich selbst.
"Arthurs Entführung" ist nicht nur eine pfiffige Neuauflage der Sage, sondern auch eine Hommage an das Leben. Doch auch in dieser modernen Artus-Version bleibt noch ein Platz für Magie.
Rheinische Post
Die Protagonisten des neuen Romans von Bernd Desinger (1. Teil einer geplanten Trilogie) sind vier junge Leute, die ihren Studienabschluss gerade hinter sich haben. Eric, Falk, Lance, Jannifer und deren gemeinsamer Freund Arthur befinden sich alle in der verletzlichen Situation einer Neuorientierung und Suche nach sich selbst, nach neuen Zielen und Freundschaften und nach Stabilität. Dann wird Arthur auf mysteriöse Weise entführt. Statt Forderungen auf Lösegeld regnet es jedoch Geld ... und Ideen, wo sie nach Arthur suchen sollten. Jeder der Freunde macht sich auf den Weg: nach Norwegen, Deutschland und in die USA.
Der Roman ist anspruchsvoll, spannend, rätselhaft und von existenzieller Tiefe.
ekz - Besprechungsdienst für öffentliche Bibliotheken
Es liest sich amüsant, wie Bernd Desinger den Artusroman
aus dem 12. Jahrhundert in seinem Roman "Arthurs Entführung" die Gegenwart transponiert. Gerade die scheinbare Unbefangenheit, mit der die modernen Abenteurer sich mit antiken Schwertern durch
die moderne Welt schlagen und völlig arglos mit sprechenden Echsen in eine allgemeinärztliche Praxis in L.A. marschieren, macht ihren Charme aus. Desingers Artus-Remix ist witzig und grotesk,
aber immer auch ein bisschen ernsthaft. Nicht zufällig lässt er Eric über die Bedeutung des Zufalls und die Illusion des Verstehens philosophieren.
Bernd Desinger schärft mit seinem postmodernen Artus-Epos mitten in unserer oft nur noch von schierer Tatsächlichkeit bestimmten
Alltagswelt unseren Sinn für das Mögliche. Der Autor stellt sich damit in die Tradition Don Quijotes, den er sogar in einer Märchensequenz direkt mit Arthur in Verbindung bringt. Seine eigentlich
ganz normalen Abenteurer macht Desinger zu poetischen Rittern im Kampf der Fantasie gegen das bloße Reale. Beim Lesen bekommt man Lust, ihnen in das Land der begehbaren Bilder zu
folgen.
Deutschlandfunk/d-radio Kultur
Desinger schreibt zunehmend ausgewachsene Romane. Nach „Der Schütze“ und dem tiefschwarzen Zukunftsroman „ZZZ – Zeltstadt Zeche Zollverein“ hat er jetzt sogar den ersten Teil einer Trilogie vorgelegt. „Arthurs Entführung“ heißt das dickleibige Werk. Und wieder einmal macht der Autor das, was er literarisch am liebsten tut. Er mischt die Genres mal eben kräftig durch. Der Band 1 der sogenannten Doppelweg-Trilogie kommt im ersten Teil als Thriller daher und wandelt sich plötzlich in eine surrealistische Geschichte mit einer gehörigen Portion Fantasy-Elementen. Die ein oder andere Spur aus dem Bereich Erotikroman kommt zwischendurch auch mal hoch. Der Autor nennt das „Urban Fantasy“. Das Buch startet im Münsteraner Studenten-Milieu mit einem Freundeskreis, aus dem heraus einer der Freunde entführt wird. Die anderen vier bekommen den Auftrag, ihn in den unterschiedlichen Ländern der Welt zu suchen. So weit, so Thriller. Dann aber passieren die merkwürdigsten Dinge: einer findet sich in einer Höhle mit Riesen wieder. Die andere geht durch eine Tür und wird unsichtbar… Man muss das mögen, aber dann ist es spannend.
Express Düsseldorf
Nein, kein Krimi. Vielmehr erzählt das Buch von Menschen auf der Reise zu sich selbst...
Desinger reizt die Konfrontation mit dem Ungewöhnlichen, das Hereinbrechen des Surrealen in den Alltag. Die Dinge
verselbstständigen sich. Was passiert mit uns? fragen sich die Freunde auf ihren jeweiligen Irrfahrten in New York, Los Angeles, in Norwegen oder zu Fuß durch ein rätselhaftes Deutschland. Gibt
es da einen Masterplan? Und ein bisschen plagt sie auch das schlechte Gewissen, weil ihre neuen Erlebnisse die Suche nach Arthur ziemlich in den Hintergrund drängen.
Neue Rhein Zeitung
Der Roman „Arthurs Entführung“ transponiert Elemente der Artusromane aus dem 12. Jahrhundert in die Gegenwart und thematisiert fesselnd die abenteuerliche Irrfahrt von vier jungen Leuten auf der Suche nach ihrem entführten Freund Arthur. Dabei wird die Suche der vier Freunde zu einer Suche nach dem eigenen Ich. Als Trilogie angelegt, entwickelt Desinger exakt ausgearbeitete Charaktere und arbeitet literarisch mit Erzähltechniken aus Filmen. Viele seiner szenischen Beschreibungen übernehmen die Funktion von Kamerafahrten, seine Dialoge bereiten gründlich immer auch schon die nächste Szene vor und häufig enden seine Kapitel mit einem raffinierten Cliffhanger.
Rhein-Bote
Bernd Desinger erzählt die Geschichte einer Handvoll junger Menschen, die am Ende ihres Studiums stehen, die auf der Suche nach sich und dem Leben sind. Sie verbindet ein Vorfall: Ihr Freund Arthur verschwindet, angebliche Entführer hinterlassen Nachrichten und Schecks und schicken die Freunde in verschiedene Länder, um Arthur aufzuspüren. Wer nun einen Thriller erwartet, wird enttäuscht. Schon bald verlässt Desinger die vorgeschobene kriminalistische Perspektive und begibt sich in zum Teil surreale Begegnungen. Schwerter bekommen eine Bedeutung wie in historischen Artusromanen, anmutige Mädchen erscheinen auf romantischen Waldlichtungen. Von Abschnitt zu Abschnitt springt der Verfasser in den Blickwinkel der jungen Männer und Frauen, entwickelt ihre Lebensgeschichten.
Der Autor kommt vom Film und der Musik, das ist unverkennbar. Wenn er die Proben der Band „Männer, die zum Frühstück bleiben“ beschreibt, überrascht die Genauigkeit der Details. Desinger legt Wert auf Ausstattung, auf Lichtverhältnisse und Schnitte, die er zwischen die Perspektivwechsel setzt.
Westdeutsche Zeitung
Darf es Bernd Desinger vorgeworfen werden, dass seine Romane spannend sind? So fesselnd, dass sie nahezu zwanghaft in einem Rutsch gelesen werden müssen? Ein wenig schon. Denn auch die Kapitel von „Der Sturz in den Strom“, Titel des zweiten Bandes der „Doppelweg“-Trilogie, bergen auf 437 Seiten eine Vielschichtigkeit, die zum genussvollen Nachsinnen auffordert. Doch es wird weitergeblättert, weil die Lesende wissen will, ob sich das Drama tatsächlich so weiter entwickelt, wie sie es befürchtet. Das tut es übrigens nicht, es birgt Überraschungen.
In seiner Trilogie erzählt Bernd Desinger eine fantastische Fünf-Freunde-Geschichte. Die jungen Protagonisten schlittern aus ihrem ganz normalen Alltag in ein unwirkliches Abenteuer. Ihr Freund Arthur ist entführt worden. So der Anschein. Sicher ist nur, dass er weg ist. Auf mysteriöse Art und Weise werden Eric, Lance, Jannifer und Falk aufgefordert, sich auf die Suche nach ihm zu machen. Reisekosten spielen keine Rolle, reichlich Geld erhalten sie per Kuvert. Doch sie müssen getrennte Wege gehen, denn sie werden allein auf unterschiedlichen Kontinenten unterwegs sein. Desinger, auch Leiter des Düsseldorfer Filmmuseums, ist viel gereist und hat jahrelang im Ausland gelebt. Er führt seine Charakter nach New York, Los Angeles, Norwegen, auf die Lofoten und an weitere Orte. Dort stellen sie sich Herausforderungen, die den Grenzgang auf dem Weg zum eigenen Ich aufzeigen. Die Frage „Was tust du, wenn deine Welt plötzlich nicht mehr dieselbe ist?“ hat für ihn eine Antwort: „Follow your Heart“ – folge deinem Herzen. Diese Spruchweisheit taucht immer wieder als verkappter Wegweiser auf.
Was unbedingt zum Lesegenuss beiträgt sind augenzwinkernde Details. Jannifers mega coole Frauen-Rockband heißt beispielsweise „Männer, die zum Frühstück bleiben“. Ebenso vergnüglich sind die dezenten Anspielungen Richtung Artus-Saga. Kenntnis über den sagenumwobenen König und seiner Herzdame Genevra inklusive des Lancelot-Drama sind nicht nötig, um an dieser Romanreihe Freude zu haben. Desinger gelingt eine hervorragende Dramaturgie der verschlungenen Ereignisse. Trotz der Fülle an Orten und Begebenheiten behält er immer den roten Faden in der Hand. Mal entwickelt sich das Geschehen mit beklemmender Dramatik, mal schenkt das Erzähltempo Luft um Durchatmen. Nur die Sache mit dem Nachsinnen, die ist schwierig. Siehe oben.
NRZ - Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung
(druckgleich in WAZ und WP)
Die Taschenbücher sind im Droste Verlag erschienen. Arthurs Entführung ISBN 978-3-7700-2041-6, Der Sturz in den Strom ISBN978-3-7700-2042-3, je 16,99 Euro, auch als Download erhältlich.
Immer noch ist Arthur verschwunden, und wieder begeben sich die vier Freunde auf die Suche. Es geht nach Norwegen, durch Nordamerika, nach Afrika und Russland. Die Freunde erleben dabei Unerklärliches und Surreales: Doppelgänger erscheinen, und geheime Botschaften müssen entschlüsselt werden.
Mehr aber noch als die Suche nach Arthur steht bei den Freunden die Suche nach sich selbst im Mittelpunkt. Eric etwa wird mit lebenserschütternden Ereignissen konfrontiert, "ihm wird im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen weggezogen", verrät der Autor. Auch Jannifer steht vor einer großen Entscheidung: Soll sie Kunstwissenschaftlerin werden oder eine Karriere als Musikerin einschlagen?
Wer die ersten beiden Bände der Trilogie liest, wird schnell den Bezug zur Artus-Sage entdecken. Früh sei die Idee entstanden, sie in die heutige Zeit zu transportieren: "Mich fasziniert, dass grundlegende menschliche Erfahrungen vor 800 Jahren nicht anders waren als heute", sagt Desinger. Die Trilogie soll aber nicht auf eine bloße Artus-Adaption reduziert werden. "Sie ist komplexer, hat zahllose Bezüge zu heutigen Themen des Lebens, der Kultur und Natur." Zu Beginn sei die Geschichte von Arthurs Entführung gar nicht als Trilogie geplant gewesen, schnell habe Desinger aber gemerkt, dass er für die Entwicklung der Charaktere mehr Platz braucht. Ihm liegen seine Charaktere am Herzen: "Während des Schreibprozesses lebe ich gewissermaßen mit ihnen", sagt der Autor. Während die vier Freunde mit den Herausforderungen des Lebens kämpfen, fühlen sie sich beobachtet. Arthurs Verschwinden wird immer geheimnisvoller. Wie die Trilogie endet, weiß der Schriftsteller schon genau. Im Frühjahr 2019 soll Band drei, "Die Runde der Raben", erscheinen.
Rheinische Post
Ausgerechnet die Zeche Zollverein, 16 Jahre zuvor noch stolzes Weltkulturerbe und Ikone des Strukturwandels, ist zu einer Zeltstadt für tausende mittellose Alte verkommen, die sich die Mieten nicht mehr leisten können und mit Glücksspiel, Diebstahl, Drogen und Senioren-Prostitution etwas dazu verdienen. Altersarmut! Das ist das Thema, das dem Leiter des Düsseldorfer Filmmuseums auf den Nägeln brennt. Und erstmals Stoff für einen (Zukunfts-) Roman.
Desinger hat die »erschreckende Unsolidarität, deutschlandweit und in Europa« hochgerechnet. Denn die Zukunft beginnt heute. In »ZZZ« ist die Europäische Union längst zerfallen, die Chinesen haben fleißig eingekauft: Duisburgs größten Binnenhafen Europas, die Essener Uni-Kliniken, das Centro Oberhausen… So mancher Flüchtling ist wegen der desolaten Lage wieder ins Heimatland zurückgekehrt. Die städtischen Sozialleistungen sind eingebrochen, die Kultur ist im freien Fall.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung - Der Westen
Wenn Senioren aus Not kriminell werden: Kommissare ermitteln zum Tod eines Flaschensammlers.
Der Titel des Buches verweist auf ein Lager, in dem verarmte Senioren leben müssen. Diese haben alles verloren und können von ihrer Rente nicht mehr leben. Und der Region geht es nicht anders: Die EU ist zerfallen, Deutschland zur D-Mark zurückgekehrt. Die Städte sind pleite, und die Kulturlandschaft liegt am Boden. Und dann wird ein Flaschensammler ermordet. Kommissar Milan Dragovich und seine Kollegin Cigdem Flick, deren Kommissariat »Jugendkriminalität« längst in »Altenkriminalität« umbenannt worden ist, beginnen zu ermitteln
Express Düsseldorf
Dieses Buch ist ein echter Schocker! »ZZZ« von Bernd Desinger beschreibt das Ruhrgebiet als Endzeit-Szenario...Wir sind allerdings erst im Jahr 2032 – also gar nicht mehr weit weg. ZZZ steht für »Zeltstadt Zeche Zollverein«.
Desinger sieht hier ein Auffanglager für Alte, wo früher das Weltkulturerbe stolz stand. Auch das Ruhrmuseum ist Geschichte. Die krassesten Ideen: EU zerfallen, DM wieder eingeführt – und die Flüchtlinge sind wieder weg, weil es ihnen in den Herkunftsländern besser geht als hier.
Bild-Zeitung
Bernd Desinger hat einen Roman über die Auswirkungen der Altersarmut veröffentlicht. Die Handlung spielt 2032. Die Straftaten der alten Menschen gehören zu den größten Herausforderungen für die Polizei, die Europäische Union existiert nicht mehr, die D-Mark wurde wieder eingeführt, und von der einst blühenden Kulturlandschaft ist kaum noch etwas übrig. Die Zeltstädte, in denen die alten Menschen wohnen, haben einen brandaktuellen Bezug, da sie den Flüchtlingszelten gleichen.
Rheinische Post
Wie sieht das Ruhrgebiet im Jahre 2032 aus? Bernd Desinger hat ein erschreckendes, aber nicht ganz unrealistisches Bild der Region gezeichnet. Als Ort der Handlung dreht sich vieles um das dann ehemalige Welterbe Zollverein. »ZZZ – Zeltstadt Zeche Zollverein« ist ein Zukunftsroman mit kriminalistischen Zügen, der nachdenklich stimmt. In der Zeltsstadt auf dem Zollvereingelände brodelt es in den über 2.000 Zelten, die Alten dort können sich normalen Wohnraum nicht mehr leisten. Unter Tage bestimmen Glücksspiel und Prostitution das Leben. Flaschensammler gibt es mehr als Abfallkörbe. So kommt es zu tödlichen Auseinandersetzungen. Die Alten werden zur Problemgeneration ohne Perspektive. Dieser Zukunftsroman ist spannend und erschütternd zugleich.
Abenteuer Ruhrpott
Deutschland im Jahre 2032. Die EU ist geplatzt, nur Italien, Griechenland und ein paar junge Beitrittsländer halten noch am Euro fest. Die Überalterung der Gesellschaft führte zum Kollaps des Rentensystems. Duisburg wurde von den Chinesen gekauft. Die Zeche Zollverein in Essen ist längst kein Weltkulturerbe mehr, sondern beherbergt auf ihrem Gelände in Zelten tausende alte Sozialhilfeempfänger, während Migranten in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Der Finanzkrise fiel fast die gesamte Kultur zum Opfer. In Köln gibt es nur noch ein zusammengelegtes Museum für germanisch-römische Kultur, moderne Kunst und Schokolade, während in Düsseldorf Oper und Schauspielhaus als „Zentraltheater NRW“ im monatlichen Wechsel noch je eine Aufführung anbieten. Mangels junger Menschen gibt es kaum noch Jugendkriminalität, dafür aber zunehmende Alterskriminalität mit einem entsprechenden Kripokommissariat.
Ein Ermittlerduo muss einen Mord im Milieu der Flaschensammler aufklären. Nimmt man ein paar Zukunftsprognosen für bare Münze, dann schnurrt die Geschichte logisch ab wie ein Uhrwerk. Bernd Desinger schrieb aber weniger einen Science-Fiction-Krimi als vielmehr eine Satire. Köstlich der Spott über die ARD-Tatort-Krimiserie. Inzwischen gibt es über 3.200 Folgen „und kaum noch einen Ort über 50.000 Einwohner, der nicht zumindest zu irgendeinem Zeitpunkt auch Tatort-Stadt gewesen wäre“. Natürlich mit einem Chinesen im Duisburger Team.
Der Autor ist Direktor des Düsseldorfer Filmmuseums und gönnt in seinem bitterbösen Roman nicht mal diesem eine Zukunft. Tröstlich nur, dass die hier mit der Kinoorgel gepflegte Kombination von Musik und Stummfilm den Grundstock legte für einen neuen Kult: Orgelkonzerte in Kinos und Kirchen sind der Renner. So schreibt Desinger: „Die strahlende Klangmacht führte den Menschen in einer sich außen auflösenden, zerfaserten Welt vielleicht zu seinem Innersten zurück, konnte ihm Halt geben.“
Das Tor, Düsseldorf
Die Zukunft wird jetzt geboren - das vermittelt der aktuelle Roman „ZZZ – Zeltstadt Zeche Zollverein“ von Bernd Desinger. Der Leiter des Düsseldorfer Filmmuseums hat seine Gedankenbilder vom künftigen Alltag im Jahr 2032 in präzise Worte gegossen.
Jugendkriminalität war gestern. Jetzt sind wegen der verheerenden Altersarmut die Senioren zur „Problem-Generation“ geworden. Lebenserfahrener und damit cleverer als kriminelle Jugendlichen, sind die Alten von der Polizei deutlich schwieriger zu überführen. Desinger lässt die zu tausenden verarmten Senioren in einer gigantischen Zeltstadt hausen. Seine Gesellschaftskritik verpackt der gebürtige Oberhausener in eine Kriminalgeschichte. Auf Zollverein ist ein unaussprechlich grausiger Mord verübt worden. Das Emittlergespann Kommissar Milan Dragovich und seine junge Mitarbeiterin Cigdem Flick müssen in der unberechenbaren Parallelwelt der Zeltstadt ermitteln.
Immer wieder baut der Beobachter Desinger die aktuellen Missstände dieser Republik in seinen Zukunftsroman ein und erzählt von der beängstigenden Weiterentwicklung.
Neue Rhein Zeitung
Tausende Alte vegetieren in der Zeltstadt vor sich hin, haben keine Arbeit, kein Geld und keine Zukunft. Sie sammeln Pfandflaschen und an den Mülleimern kommt es regelmäßig zu heftigen Auseinandersetzungen. Diesmal ist es zu einem blutrünstigen Mord gekommen. Ein Fall also für Hauptkommissar Dragovich, der in der Zeltstadt nicht nur gute Informanten hat, sondern auch eine durchaus persönliche Beziehung zu einer der dortigen Prostituierten pflegt. Ihm zur Seite stellt Desinger eine attraktive, gerade von der Polizeischule in die Wirklichkeit entlassene Kommissarin mit dem Namen Cigdem Flick. Die beiden Polizisten befragen Angehörige, finden Spuren in der unübersichtlichen Zeltstadt und entdecken in den ehemaligen Stollen eine kriminelle Parallelwelt mit Glücksspiel und revolutionären Versammlungen. Alte, die gegen das ungerechte Gesellschaftssystem aufbegehren und dafür sogar an Schillers „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ erinnern. Nüchtern beschreibt Desinger, wie sich Deutschland im Laufe der Jahre verändert. Wie Chinesen ganze Städte im Ruhrgebiet übernommen haben, Europa schon längst nicht mehr als Gemeinschaft funktioniert. Es sind nicht die großen technischen Erfindungen, die das Leben in diesem Zukunftsroman bestimmen. Sondern die Unfähigkeit der Menschen, in einer globalisierten Welt Solidargemeinschaften aufrecht zu erhalten.
Westdeutsche Zeitung
Ein Kriminalroman, der in der Zukunft spielt, die Krimihandlung stößt auf eine Science Fiction-Geschichte. Eine im Genre eher untypische Kombination, immerhin mit einem gewissen originellen Charme. Die Handlung spielt 2032 in Essen. Die Europäische Union ist zerfallen, Deutschland zur D-Mark zurückgekehrt, die einstige Kulturlandschaft NRW liegt am Boden. Im ganzen Land grassiert eine verheerende Altersarmut. Auf dem Gelände der Essener Zeche Zollverein, die schon lange ihren Status als Kulturdenkmal verloren hat, befindet sich nun eine gewaltige Zeltstadt, im Polizeijargon „ZZZ“ genannt; dort vegetieren tausende alter Menschen und kämpfen um ihr Überleben. Auch gegen- und untereinander. Ein grausamer Mord an einem Flaschensammler erschüttert die Stadt, die Ermittlungen in der Parallelwelt von „ZZZ“ führen der Essener Hauptkommissar Milan Dragovich und seine junge Kollegin Cigdem Flick. Sie finden Erstaunliches heraus.
Bernd Desingers Roman zeigt eine kollabierte Gesellschaft, deren Niedergang sich auch in der Demontage ihrer Kultureinrichtungen widerspiegelt. Ein zutiefst pessimistisches Buch – das man gleichwohl in einem durchliest, denn es ist einfach spannend und flott geschrieben. Ein etwas anderer Kriminalroman eben.
Intern Magazin der Heinrich Heine Universität
Der Romanerstling des kulturellen vielseitigen Autoren und derzeitigen Leiters eines Goethe-Institutes (Jahrgang 1962) beinhaltet eine wunderliche Verkettung von Umständen und Geschehnissen, die
gleich 3 Hauptpersonen (fast) völlig um den Verstand bringen. Der Herausgeber des Buches ist zugleich der Finder der Tagebuchnotizen des Münsteraner Journalisten Daniel. Dieser wiederum schildert
die Geschichte seines Freundes Lothar, der in Griechenland eine uralte Kiste erwirbt, die eine Phiole mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit beinhaltet. Die Bekanntschaft mit der gleichermaßen
erregenden wie hinterlistigen Rebecca und der stetige Genuss einiger Tropfen aus der
Phiole bewirken einen äußerst destabilisierenden Geisteszustand und eine Katastrophe ... Unter Mitnahme der Kiste verlässt Daniel den Freund. Kurz danach werden ihm die wunderschöne Amely und der
Phiolentrank zum Verhängnis.
Eine spannend komponierter Roman für Feinschmecker.
ekz Bibliotheksservice
Ein eindrucksvoller Sonntag, der Salon zu Ehren von Bernd Desinger, Buchautor und Direktor des Goethe-Instituts Los Angeles, in der Residenz von Rosemarie Reisch, Präsidentin des Los Angeles-Berlin Sister City Committee. Eine gut besuchte Veranstaltung in einem Ambiente, das an glorreiche Tage des "Deutschen Salons" in Los Angeles erinnerte. Mit Auszügen seines Thrillers "Der Schütze" begann Desinger seine Lesung. Stilistisch ist dieser Roman ein Kunststück: Ein unter ominösen Umständen "Gefundenes Manuskript", das einen höchst pikanten ethischen Konflikt - wo liegen die Grenzen echter Freundschaft? - in einer alltäglichen deutschen Arbeitswelt der 90er Jahre anlegt und, in diesem Fall, dem Protagonisten überwältigende Probleme in den Weg legt, die die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Realität verschwimmen lassen. Dass Bernd Desinger "in einem anderen Leben" Rocksänger war, stellte er im zweiten Teil seines Vortrages mit Liedertexten und Gedichten eindrucksvoll unter Beweis. Sicher und mit großer Ausstrahlung trug er seine Texte dieser "Best of"- Kompilation vor. Fesselnde deutsche und englische Texte aus den Jahren 1985 bis 2005 werfen ein Licht auf das abwechslungsreiche Leben des Autors. Interessant wäre, Bernd Desinger einmal mit Band auftreten zu sehen.
German World Magazin
Los Angeles, Kalifornien